ADHS - Wie kommt eine Diagnose zustande?
Das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom mit oder ohne
Hyperaktivität (ADHS / ADS) ist eines der am häufigsten
diagnostizierten Störungsbilder in einer kinder- und
jugendpsychiatrischen Praxis. Es setzt sich grob gesagt aus
drei bis vier Teilbereichen zusammen:
- Schwierigkeiten, die Aufmerksamkeit eine längere Zeit zu
fokussieren
- Probleme mit der Impulskontrolle
- Motorische Überaktivität in unpassenden Situationen
- Vermehrtes Bedürfnis, Regeln und Grenzen zu testen
Nun kann man natürlich einwenden, dass das oben Genannte auf
uns alle mehr oder weniger zutrifft - das stimmt.
Problematisch ist nur das „Mehr“ in Verbindung mit Situationen
wie Supermarkt, Restaurant (die mit den weißen Tischdecken...),
Familienfeier, Straßenverkehr und vor allem natürlich:
Schulunterricht.
Deshalb wird auch häufig diskutiert, ob ADHS als ein
Krankheitsbild an sich oder vielmehr als eine Anpassungsstörung
verstanden werden kann, die sich je nach Umgebung mehr oder
weniger störend auswirkt und erst durch die permanenten
negativen Rückmeldungen zu einer „Krankheit“ im engeren Sinne
wird. Entscheidend ist bei Diagnose und Therapie immer der
Leidensdruck des betroffenen Kindes und seiner Familie.
Die Diagnose basiert nun auf verschiedenen Säulen:
- Schilderungen der Eltern und des Kindes
- Eventuelle familiäre „Vorbelastungen“, denn es gibt eine
erbliche Komponente
- Ergebnisse der Testpsychologie, insbesondere Unterschiede in
Untertests
- Verhaltensbeobachtung während der Anamnese und der
Testdiagnostik
- Einschätzungen von Eltern, Lehrern, Erziehern auch mithilfe
von Fragebögen
- Zusammenschau der einzelnen Diagnostikbausteine
- Dann gibt es noch den „klinischen Blick“ einer Ärztin oder
eines Arztes, der sich nicht recht erklären lässt, der sich
aber aus der langjährigen Erfahrung in der Untersuchung und
Behandlung ergibt.
Im Übrigen ist ADHS kein Ergebnis von Erziehungsfehlern,
sondern es ist eher so, dass ADHS-Kinder eine wesentlich höhere
erzieherische Herausforderung darstellen.
Auch die Tatsache, dass sich ein Kind an der Spielkonsole super
konzentrieren kann, spricht nicht gegen ein ADHS. Konzentration
hat auch mit Motivation zu tun und die kann bei „Super-Mario“
nun mal höher sein als bei Mathe.
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